Sexualisierte Gewalt
Suchst du Hilfe, weil du sexualisierte Gewalt erlebt hast? Dann bist du bei unseren Berater*innen richtig!
Sexualisierte Gewalt, Missbrauch, Date-Rape, Vergewaltigung - das, womit sich dieser Artikel beschäftigt, hat viele Namen. Lange hat man „sexueller Missbrauch“ dazu gesagt, oder „sexueller Übergriff“. Etwas neuer ist die Bezeichnung „sexuelle Gewaltt“ und noch neuer: „sexualisierte Gewalt“.
Sexualisierte Gewalt und sexualisierter Machtmissbrauch beschreiben Handlungen mit sexuellem Bezug ohne Einwilligung oder Einwilligungsfähigkeit des Betroffenen. Hier geht es insbesondere um Delikte wie sexuelle Nötigung, Vergewaltigung und sexueller Missbrauch von Kindern. Sexualisierte Gewalt kann Formen von physischer als auch psychischer Gewalt annehmen.
Wir arbeiten wissenschaftsbasiert, kennen unsere Grenzen und gehen individuell auf deine Bedürfnisse ein.
Inhaltsverzeichnis zum Thema
Fragen und Antworten
Warum gibt es so viele Namen für sexualisierte Gewalt?
Das hat etwas damit zu tun, wie wir begreifen, was geschieht. Wenn wir sagen: es geschieht sexualisierte Gewalt! dann können wir klar sehen: Es geht um Gewalt. Und das ist lange nicht klar gewesen. Vielen Menschen. Richtern, der allgemeinen Öffentlichkeit und natürlich auch Tätern. Oft gab es da so eine Haltung, das sei eine (schädliche) Form von Sex. Heute ist klar: Sexualisierte Gewalt ist Gewalt. Punkt. Und deswegen heißt es nun auch nicht mehr „sexuelle Gewalt“. Denn nichts daran ist sexuell. Etwas, das nicht Sex ist, wird sexualisiert. Es wird zu Sex gemacht, was eigentlich Gewalt ist.
Was ist sexualisierte Gewalt?
Die Frage ist wichtig! Und die Antwort umfasst mehrere Ebenen:
- Sexualisierte Gewalt passiert, wenn jemand Sex hat, obwohl er (oder sie) das nicht will. So kurz, so einfach. Oder?
2016 wurde der Paragraf im Strafgesetzbuch, der das regelt, überarbeitet und geändert. Menschen, die in dem Bereich arbeiten, haben sich sehr gefreut. Aber warum musste der überhaupt überarbeitet werden? Im Paragraphen 177 stand vorher, dass sexualisierte Gewalt erlebt, wer unter Gewalteinwirkung oder Drohung zu Sex gezwungen wurde. Und das wurde von vielen Menschen schon lange als Problem erkannt. Denn das führt zu folgendem: - Sexualisierte Gewalt passiert, wenn jemand Sex hat, obwohl er (oder sie) sich dagegen gewehrt hat (Denn sonst müsste der/die Täter*in ja nicht drohen oder Gewalt anwenden). Richtig?
- Nein. Seit 2016 passiert (laut Gesetz) sexualisierte Gewalt, wenn jemand Sex hat, obwohl er (oder sie) nein gesagt hat. Nein heißt nein! Und das ist ein wichtiger Unterschied. Denn Überlebende sexueller Gewalt erzählen oft, dass sie nicht in der Lage waren, sich zu wehren.
Welche Folgen hat sexualisierte Gewalt?
Wenn Menschen sexualisierte Gewalt erlebt haben, dann reagieren sie ganz unterschiedlich. Vielen geht es danach sehr schlecht. Sie bekommen Schlafstörungen, sind oft nervös und aufgeregt, haben intensive Erinnerungen an das Erlebnis, die sich anfühlen wie echt. Manche werden auch ganz schlaff und schlapp. Andere beginnen, das Erlebnis zu wiederholen, obwohl sie das gar nicht wollen! Manche haben plötzlich sehr viel Sex, andere gar nicht mehr. Viele haben viel viel Angst.
Wichtig ist erstmal: Das sind alles völlig normale Reaktionen.
Du wirst nicht verrückt, sondern du reagierst normal. Und das ist oft auch der erste Schritt in der Therapie: Du bist normal. Das, was du erlebt hast, ist verrückt.
Was passiert, wenn ein sexuelles Trauma nicht behandelt wird?
Viele Menschen, die sexuelle Gewalt erlebt haben, bekommen danach eine Traumafolgestörung. Das ist der Fachbegriff für: Ich habe ein Trauma. Einige bekommen keine und müssen auch nicht behandelt werden. Oft sind das die Menschen, die danach schnell jemanden zum Reden gefunden haben. Einen Menschen, der ihnen zur Seite stand.
Nur ist es leider typisch für sexualisierte Gewalt, dass keiner hinschaut und niemand da ist, der einem hilft. Deshalb braucht es oft eine Therapie. Wenn eine Traumafolgestörung nicht behandelt wird, dann geht es den Menschen sehr schlecht und es wird mit der Zeit auch nicht besser. Wenn Du denkst, das könnte auf dich zutreffen, dann ruf eine/n Therapeut*in an. Die fangen dann nicht direkt mit der Behandlung an, sondern sorgen erstmal dafür, dass du dich wieder sicher fühlen kannst. Alles, was im Therapieraum passiert, wird unter deiner Kontrolle sein. Immer.
Gibt es eine Chance auf Heilung?
Kurz gesagt: Ja. Lang gesagt: Das Geschehene kann nicht ungeschehen gemacht werden. Aber es gibt sehr gute Wege, gut damit zu leben.
Macht es Sinn, die Täter*innen anzuzeigen?
Viele Menschen treibt die Sorge um, dass sie die Täter*innen nun anzeigen müssen, wenn sie in die Beratung kommen. Deshalb hier mal gleich die Entwarnung: Nein. Das musst du nicht.
Es ist völlig okay, das nicht zu tun und vorerst gar nicht zu entscheiden, wie du handeln wirst. Oft geht es darum, den Blick erstmal von den Täter*innen wegzulenken (was haben die verdient?) und auf sich selbst zu schauen (was brauche ich, um gut weiter zu leben?). Du selbst bist jetzt wichtig. Mit deinen Bedürfnissen und deinen Ängsten darfst du einfach da sein.
Eine Frage zum Schluss: Warum eigentlich Täter*innen und nicht Täter?
Die meisten Täter sind männlich und die meisten Überlebenden sind weiblich. Trotzdem ist es wichtig, sich klar zu machen: Es gibt auch Täterinnen und es gibt auch männliche Überlebende. In den Statistiken der Überlebenden tauchen z.B. nie die Männer auf, die im Gefängnis (von anderen Männern) vergewaltigt werden. Obwohl wir alle wissen, dass das passiert. Und das Wissen darum, dass Mütter, Tanten und Lehrerinnen auch zu Täterinnen werden können, ist noch ganz frisch.
Expert*innen Interviews
Beratung bei Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt
Wie hilft Sexualberatung bei Erfahrungen von sexualisierter Gewalt? Und was ist Traumatherapie?
Überlebende sexueller Gewalt machen oft folgende Erfahrung: Sie finden eine/n Traumatherapeut*in, der/die mit ihnen am Trauma arbeitet, aber nicht bereit ist, über Sex zu sprechen. Später finden sie ein/e Sexualtherapeut*in, der/die mit ihnen über Sex spricht, aber nicht bereit ist, Trauma zu behandeln.
Und es ist ganz klar: Überlebende sexueller Gewalt brauchen beides. Meist sind sie traumatisiert und brauchen eine spezielle Traumatherapie. Und meist erfahren sie starke Veränderungen in ihrem Sex- Leben und brauchen eine Sexualtherapie. Im besten Falle findet man eine Therapie, in der beides geht oder macht das nacheinander.
In meine Praxis kommen oft Leute, die schon eine Therapie gemacht haben, die aber das Gefühl haben, es hat ihnen nichts gebracht. Weil sie niemals konkret schildern konnten, was genau vorgefallen ist. Weil sie sich nicht getraut haben, zu erzählen, dass ihre sexuellen Phantasien dem Missbrauch auf gruselige Art und Weise ähneln. Weil sie immer noch höllische Angst vor Sex haben, obwohl die Therapie erfolgreich durchlaufen wurde. Deshalb mache ich inzwischen nicht mehr nur Sexualtherapie, sondern habe einige Fortbildungen zur Traumatherapie gemacht.
Was passiert in einer Therapie? Was machst du in deiner Praxis mit Leuten, die sexualisierte Gewalt erlebt haben?
Eine Traumatherapie beginnt immer mit Stabilisierung. Also der Frage: Wie können Sie hier und heute dafür sorgen, dass Sie sich gut fühlen? Und das gilt auch für die Stunden in der Praxis.
Wenn das geschafft ist, gibt es die sogenannte Konfrontation. Das Erlebte wird besprochen, angeschaut, wieder gefühlt. Das passiert immer in deinem Tempo und nur in dem Maße, in dem du dich sicher dabei fühlst. Wenn du traumatisiert bist, dann hast du die Kontrolle schon einmal auf sehr ungute Weise verloren. Und das soll sich in der Therapie nicht wiederholen.
Danach gibt es eine Phase der Integration: Was muss ich in meinem Leben verändern? Was will ich neu entwickeln, was brauche ich?
Warum bietest du persönlich Beratung zum Thema sexualisierte Gewalt an?
Mich rühren die Geschichten der Menschen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, sehr an. Sie sind oft so starke Überlebenskünstlerinnen und haben so viel Mut. Sie sind so verletzlich und unkaputtbar zugleich. Davor habe ich großen Respekt.
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