Expert*innen Interviews
Meine Arbeit mit Menschen, die Gewalt erlebt haben
"Meine Lieblingsworte sind Wohlwollen, Weiterentwicklung, Fehlerfreundlichkeit, Lebendigkeit, Freude und Genuss."
ProfilseiteWie arbeitest du mit Menschen, die Gewalt erfahren haben?
Ich arbeite nur mit Einzelpersonen, die von Gewalt betroffen sind oder waren. Das erste ist immer das Selbstwirksamkeitserleben zu stärken, d.h. ich achte sehr darauf Möglichkeiten anzubieten, Auswahl zu lassen und sehr, sehr kleinschrittig zu arbeiten. Zudem schaffe ich einen sicheren Gesprächsrahmen, in dem ich die Rahmenbedingungen deutlich benenne und mich z.B. an die vereinbarte Dauer halte. Es macht in der Beratung einen Unterschied, ob es sich um einen einmaligen Übergriff handelt oder ob die Person aus einer lang andauernden Beziehung mit Gewalt kommt. Bei andauernder Gewalt: Es geht vereinfacht gesagt immer erst um Schutz und Sicherheit, dann um Stabilisierung und Orientierung und erst dann um Neuausrichtung. Der Fokus liegt auf dem Sicherheitserleben, was braucht die Person, um sich innen wieder etwas sicherer zu fühlen und was braucht die Person, um sich im Außen wieder etwas sicherer zu fühlen?
Ich achte darauf, dass ich ruhig und freundlich bin, dass mein Nervensystem gut reguliert ist. Meine Aufgabe ist es einen Raum zu schaffen, der sicher genug ist, um sprechen zu können.
Was hilft akut am meisten?
Glauben schenken. Und den eigenen Körper zur Regulation nutzen, z.B. über die Atmung.
Was ist dein größtes Anliegen bei der Beratung zum Thema Gewalt?
Ich möchte Menschen, die von Gewalt betroffen sind, einen Raum für Regeneration anbieten, damit sie neue Kraft schöpfen und ihr Leben für sich stimmig weiterleben können. Und ich will meinen Teil zur Abschaffung des Patriarchats beitragen.