Expert*innen Interviews
Die Wechseljahre als Einladung
besser:lieben-Gründerin Monika Wacker im Interview mit Menotpause. Zum vollständigen Interview geht es hier.
Was sind typische Anliegen oder Probleme, die Frauen im Kontext der Partnerschaft und Intimität in den Wechseljahren haben?
Frauen, die schon länger in der Paarbeziehung sind, merken in dieser Zeit manchmal, dass Veränderung ansteht. Während sie vorher vielleicht eher im Funktionsmodus waren und alles nur “abgefrühstückt” werden musste, richtet sich mit den Wechseljahren der Blick oft wieder mehr auf sich selbst. Wo spüre ich mich? Was sind meine eigenen Bedürfnisse? Diese Frauen sind dann nicht mehr nur in der Versorgerinnenrolle. Wechseljahresbedingte Stimmungsschwankungen und der oft steigende Leidensdruck führen dazu, dass Veränderungen in der Partnerschaft vorgenommen werden wollen. Es passiert ganz viel mit meinem Körper, ich muss mich mehr um mich selbst kümmern oder ich habe Symptome, die dazu führen, mehr Selbstfürsorge zu praktizieren und das wirkt sich natürlich auch auf Partnerschaften aus. Hinzu kommen potenziell Schmerzen beim Sex, mehr Lust oder weniger Lust als vorher. Das ist oft ein schöner Prozess, dass Frauen zum ersten Mal gar nicht mehr in der Lage sind, nicht auf sich selbst zu achten, sondern der Körper sie eigentlich dazu zwingt, sich zu fragen, welche Sexualität eigentlich die ist, die ihr wirklich entspricht, statt sich danach zu richten, was der oder die Partner*in am liebsten mag. In den Wechseljahren gibt es oftmals einen großen emanzipativen Schub, der dann spannend für Partnerschaften ist. - Das kann den/die Partner*in schon auch sehr fordern.
Welche Themen beschäftigen Männer der betroffenen Frauen?
Es gibt auch bei Männern immer mehr Bewusstsein dafür, dass sich in den Wechseljahren etwas verändern kann, und dass man damit umgehen kann. Viele Männer möchten, dass Sexualität für ihre Partnerin lustvoll und angenehm ist und sind bereit, mitzugehen in die Veränderung. Wir beobachten aber auch Wechseljahrehrsdiskriminierung, nach dem Motto, “Sie ist doch nur in Wechseljahren”, also Männer mit einer Haltung, dass Frauen in den Wechseljahren nicht mehr richtig “funktionieren” und das wieder “ins Lot” bringen sollen. Ich bin daher ein Fan von Midlife Crisis und Wechseljahren, weil darin ganz viel Potenzial für positive Veränderung sowohl bei den Frauen als auch in den Partnerschaften liegt. Dieses Mindset rüberzubringen ist auch ein Job von Paar-  und Sexualberater:innen.
Was ist Ihr Nummer Eins Tipp fĂĽr Paare, die unter den Beschwerden der Wechseljahre leiden?
Die Wechseljahre als Einladung sehen, herauszufinden: Was braucht es jetzt für uns als Paar, das wir vorher noch nicht im Repertoire hatten? Und da kann es ja viel geben: eine andere Streitkultur zum Beispiel, mehr Austausch über eigene Bedürfnisse, Auseinandersetzung mit dem Altern, Nachsicht miteinander, andere Formen von körperlicher Nähe, und.. und.. und. Es geht darum, sich auf die Einladung der Wechseljahre zum gemeinsamen Forschen einzulassen. Es geht ums gemeinsame Losgehen, nicht um eine Pause, bis “es überstanden” ist!